Abschied von Ina Kimling

ChORAZÓN in Trauer

„Trauer ist ein sicherer Raum, in dem man sich einschließen und zu Hause fühlen kann. Da hat man seine eigene Welt. Es ist aber egoistisch und unfair, die Tür nicht mehr aufzumachen und sich ein seiner Trauer zu vergraben. Der, um den du trauerst, möchte nämlich, dass du rausgehst und gefälligst wieder glücklich wirst.

Diese Gedanken hat Herbert Grönemeyer nach dem Tod seiner Frau verfasst.

Sie könnten auch von Ina Kimling stammen. Das war sie: Hoffnungsvoll, zuversichtlich, motivierend, mutmachend, lebensfroh.  So werden wir – die Sängerinnen und Sänger – sie in Erinnerung behalten, von ihr reden und danach handeln.

Am Freitag, 16.11.2018 musste der Chor diese für immer Abschied nehmen und das taten die ChORAZÓNis mit zwei Liedern unter Leitung von Konrad Knopf, die Ina Kimling immer sehr viel bedeutet haben. Ehrenvorstand Wolfgang Schneckenberger ging mit der Vereinsfahne voraus und über 50 Aktive folgten ihm mit je einer weißen Rose, die dann am Sarg in einer Vase ein wunderschönes Bild abgaben. Vorstandsmitglied Ellen Rößler, die die Trauerrede hielt, ließ das Vereinsleben von Ina Kimling Revue passieren. Eingetreten ist sie im Jahr 1978, nachdem ihr späterer Mann Peter Kimling unseren Chor als Dirigent übernommen hatte. Von da an sang sie mit ihrer unverkennbaren Stimme im Sopran, auch hier mutig, ohne Scheu, als Vorbild.

Nach der Gründung von ChORAZÓN war sie es, die dem Chor mit Herz das Markenzeichen der choreographierten Liedvorträge verpasst hat. Sie konnte begeistern, motivieren, hatte Ideen, die sie in stundenlanger Arbeit daheim „probierte“, bevor sie vor dem Chor stand und die einzelnen Schritte mit allen perfekt einstudierte. Die hohen Ansprüche sowohl an das Singen als auch an die Choreographie waren manchmal „schwer gefürchtet“, aber am Ende, wenn ChORAZÓN dann wieder einen Riesenerfolg hatte, lag das zum großen Teil an ihr. Dies betonte die erste Vorsitzende Gaby Hertenstein beim diesjährigen Ehrungsabend, als sie die Laudatio für Ina Kimling zum 25-jährigen Sängerjubiläum hielt. Dort dankte sie Ina Kimling im Namen aller für ihren Ehrgeiz, ihre Euphorie, ihren Elan und ihre ganz große Fähigkeit, den Chor zu begeistern und zu motivieren sowie auch dafür, dass wir sie immer um Rat fragen konnten.  Oft war sie Ideengeberin, wenn es um Chorliteratur oder Konzertgestaltung ging.

Für Ina Kimling war der „Liederkranz“ mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung nebenbei. Sie betonte oft, dass sie in ihren schweren Zeiten, die sie leider durchmachen musste, beim Chor Kraft tanken konnte. Viele Freundschaften sind in den vielen Jahren entstanden, die ihr sehr gut taten. Auch bei den Musicals des Kinder- und Jugendchors war sie mit Begeisterung aktiv, so auch noch beim letzten Musical im März 2018 „Liam und die Nachtigall“.
Beim Jubiläum von ChORAZÓN im Juli 2018 war sie zwar nicht auf der Bühne, aber saß im Publikum und jeder ChORAZÓNi wurde von ihr zum Lächeln auf der Bühne animiert. Das war ihr immer besonders wichtig. Lächeln und lachen – die Zuschauer sollten sehen, dass es Spaß macht zu singen. Wie sie vor dem Chor stand und über Bühnenpräsenz, Körperspannung sowie Freude bei Bewegung und Gesang redete, wird allen unvergesslich bleiben.  Dass sie den Kampf gegen die heimtückische Krankheit am Ende doch verloren hat, schmerzt umso mehr, war sie doch bis zuletzt voller Hoffnung, wieder gesund zu werden. Die Sängerinnen und Sänger werden die Chorarbeit im Sinne von Ina Kimling weiterführen und „rausgehen und wieder glücklich sein“ – ganz wie sie es fordern würde.

„In den Armen des Engels fliege weit weg von hier.  Du bist in den Armen des Engels, mögest du dort Trost finden…“

So heißt es im Lied „Angel“, das ChORAZÓN an der Trauerfeier gesungen hat und dies ist unser aller Wunsch an Ina. Möge es ihr gut gehen, dort wo sie nun ist!

Hier noch ein Auszug aus der Rede von Ellen Rößler, mit einem herzlichen Dankeschön für diese bewegenden Worte:

„Was uns im Leben begegnet,  das können wir nicht beeinflussen.
Das Schicksal hält seine eigene Komposition für uns bereit. Inas Leben war keine leichte – keine immer heitere Komposition.
Harte Prüfungen hatte sie durchzustehen. Die härteste davon war ihre letzte. Der Kampf gegen die schwere Krankheit. Nun ist die Sinfonie zu Ende und wir bleiben in plötzlicher Stille zurück: Verlassen, doch voller Bewunderung.
Traurig, doch froh, dass zu uns gehört hat.
Zornig, dass sie schon gehen musste, doch dankbar, dass wir von ihr lernen durften, was Zuversicht und Lebensfreude bedeutet.“